Konjunkturbericht 1. Quartal 2023Ostbayerns Handwerkskonjunktur nimmt Fahrt auf
13. April 2023
Ostbayerns Handwerkskonjunktur nimmt trotz schwieriger Rahmenbedingungen im ersten Viertel des Jahres wieder Fahrt auf. Der Geschäftsklimaindex steigt deutlich an und erreicht einen Wert von zwölf Prozentpunkten (Vorquartal: minus eins; Vorjahresquartal: neun). Nach einem schwächeren Verlauf der Handwerkskonjunktur in den Vorquartalen zeichnet sich aktuell also kein weiterer Abwärtstrend ab. Für HWK-Präsident Dr. Georg Haber ist diese positive Entwicklung allerdings kein Grund, um zur Tagesordnung überzugehen. Im Gegenteil. "Das hohe Preisniveau führte 2022 im bayerischen Handwerk trotz wachsender Umsätze zu einem realen Umsatzminus. Das Handwerk und seine Kunden brauchen sowohl für die Nachfrageseite, als auch für die Betriebe selbst investitionsfördernde Rahmenbedingungen, um die Herausforderungen der Zeit anzugehen", so der HWK-Präsident.
Hohe Preisdynamik trägt zur Verunsicherung bei
Trotz stabiler Gesamtsituation habe sich die wirtschaftliche Lage beim Gros der Betriebe im Handwerk in den Vorkrisenjahren deutlich positiver dargestellt, sagt auch HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger: "Nur etwa vierzehn Prozent unserer Betriebsinhaber rechnen in den kommenden Monaten mit einer Verbesserung." Vor allem die hohe Preisdynamik trage zur Verunsicherung unter den Handwerksunternehmern bei.
Die Umsatzentwicklung zeigte sich laut Konjunkturbericht der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz für das erste Quartal 2023 zuletzt schwächer. Weniger Betriebe verbuchten ein Umsatzwachstum, rund jeder dritte Betrieb (34 Prozent) verzeichnete sogar Rückgänge.
Dennoch: Die Erwartungen für die nächsten drei Monate fallen zumindest wieder positiver aus, als noch im Vorquartal. Mehr Betriebe rechnen mit steigender Nachfrage (20 Prozent aller Betriebe; Vorquartal: neun Prozent) und wachsenden Umsätzen (29 Prozent; Vorquartal: 17 Prozent). Die Zahl der Auftragseingänge zeigt sich in vielen Handwerksgruppen konstant, jeder zweite Betrieb (51 Prozent) berichtet von gleichbleibenden Auftragseingängen. Ausnahmen bilden das Bauhauptgewerbe und das Lebensmittelgewerbe, in denen sich bei deutlich mehr Betrieben eine rückläufige Nachfrage abgezeichnet hat.
Verkaufspreise steigen auch im Handwerk weiter an
Die Auftragspolster sind zumindest in Teilen des Handwerks noch üppig. Die Auftragsbestände stiegen, auch im Baubereich, zu Beginn des Frühjahrs wieder an. Im Bauhauptgewerbe liegen sie aktuell bei 14,3 Wochen (Vorquartal: 12,9 Wochen; Vorjahresquartal: 17,3) und im Ausbaugewerbe bei 15,4 Wochen (12,0, beziehungsweise 14,6 Wochen). Die sonst übliche klassische Frühjahrsbelebung mit deutlichen steigenden Auftragseingängen blieb jedoch aus. Die Betriebsauslastung gab im ersten Quartal – auch saisonal beeinflusst – etwas nach. Dabei verringerte sich der Anteil der Betriebe mit einer hohen Auslastung auf 50 Prozent (Vorquartal: 56 Prozent), in gleicher Größenordnung wuchs die Gruppe mit mittlerer Auslastung.
Die Verkaufspreise sind auch im Handwerk weiter gestiegen. Jeder zweite Betrieb (51 Prozent) erhöhte seine Preise. Trotz der herausfordernden Gesamtsituation hat rund jeder dritte Betrieb (37 Prozent) investiert, vor allem Betriebe aus dem Gesundheitsgewerbe, Handwerke für den gewerblichen Bedarf, aber auch im Bauhauptgewerbe. Die Beschäftigungsentwicklung zeigt sich leicht negativ. Jeder fünfte Betrieb (20 Prozent) verringerte seine Mitarbeiterzahl. Die Entwicklung folgt damit auch einem saisonalen Trend, wenn zumeist Betriebe aus dem Bauhaupt- und Ausbaugewerbe ihren Personalstand in den Wintermonaten reduzieren. Das wird nach Einschätzung von Dr. Georg Haber aber nicht so bleiben: "Zukünftig ist wieder mit einer wachsenden Zahl an Neueinstellungen zu rechnen", so der HWK-Präsident.