KommentarWir brauchen die Bildungswende – jetzt!
Fokus auf Berufliche Bildung und Berufsorientierung legen
Fachkräfte sind die Achillessehne unserer Wirtschaft. Ohne sie läuft nichts. Doch es gibt viel zu wenig davon. Allein in Bayern spricht man von rund 50.000 unbesetzten Stellen. Die Auswirkungen der immensen Fachkräftelücke sind im ostbayerischen Handwerk deutlich zu spüren: Bäckereien und Metzgereien können nicht mehr täglich öffnen, Betriebserweiterungen nicht realisiert und Aufträge nicht angenommen werden. Der Bewerbermarkt ist hart umkämpft. Zum Ausbildungsstart bleiben viele Lehrstellen unbesetzt. Dabei ist unsere exzellente Handwerks-Ausbildung die Basis einer steilen Bildungskarriere: Meistertitel, Selbstständigkeit und sogar ein Studium sind möglich.
Die ganze Welt beneidet uns um unser duales Ausbildungssystem. Auszubildende profitieren neben den Lernorten Betrieb und Berufsschule auch von einem dritten Standbein: der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU). Diese Kurse sind Teil der beruflichen Qualifizierung und finden während der Ausbildung in den Bildungszentren der Handwerkskammern statt. Und was macht die Politik? Setzt genau hier den Rotstift an. Die Bundesregierung plant im Bundeshaushalt 2024 eine Mittelkürzung für die ÜLU. Das passt nicht zusammen.
Denn wenn die angestrebte Gleichwertigkeit zwischen akademischer und beruflicher Bildung nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben soll, dann muss der beruflichen Bildung und der verpflichtenden Berufsorientierung ab jetzt absolute Priorität eingeräumt werden, auch an Realschulen und Gymnasien. Der verpflichtende Tag des Handwerks an allen weiterführenden allgemeinbildenden bayerischen Schulen und die Verankerung der Berufsorientierung im Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) sind ein erster Schritt. Doch es müssen weitere folgen. Nicht im Schneckentempo, sondern schnell. Wir brauchen die Bildungswende jetzt. Es ist fünf vor zwölf.