Nachfolgelotsen"Tag der Unternehmensnachfolge" in Mariakirchen
Als Unternehmer die Zukunft im Blick behalten: dieser Gedanke stand klar im Zentrum beim Tag der Unternehmensnachfolge, der kürzlich auf dem Schloss Mariakirchen im Landkreis Rottal-Inn stattgefunden hat. Unternehmerinnen und Unternehmer hatten hier die Möglichkeit sich bei 16 Workshops mit zwölf Referenten zu unterschiedlichen Themen im Bereich der Unternehmensnachfolge zu informieren. Dabei richtet sich die Veranstaltung sowohl an Betriebsinhaber, als auch an Personen, die sich vorstellen können, mit der Übernahme eines Unternehmens den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Der Tag der Unternehmensnachfolge wurde vor sieben Jahren als eine Initiative der Nachfolgelotsen ins Leben gerufen: ein Verbund zwischen der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz, der IHK Niederbayern, der IHK Regensburg für Oberpfalz / Kelheim und der Hans Lindner Stiftung. Jeder der einzelnen Partner bringt seine eigenen Kompetenzen in das Netzwerk ein, um Übergebern und Übernehmern bei der Unternehmensnachfolge helfen zu können. Im Jahr 2021 wurden die Nachfolgelotsen als eine der zehn besten bundesweiten Initiativen zur Förderung des Unternehmertums im Rahmen des Europäischen Unternehmensförderpreises ausgezeichnet.
Fingerspitzengefühl gefordert
Rund 190 Unternehmerinnen und Unternehmer besuchten in diesem Jahr den Tag der Unternehmensnachfolge. Über das große Interesse und den Andrang freute sich auch HWK-Bereichsleiter in der Beratung Andreas Keller. "Als Teil der Nachfolgelotsen ist es uns als Handwerkskammer sehr wichtig, den Unternehmern zu zeigen, dass sie mit diesem essenziellen Thema nicht allein sind", so Keller. Dass die Übergabe oft auf die lange Bank geschoben wird, zeigen Nachfolgereporte der Handwerkskammer. Für rund ein Drittel der Betriebsinhaber wird das Thema Betriebsübergabe in den nächsten Jahren akut. Gleichzeitig sind bei über zwei Dritteln aller ostbayerischen Betriebsinhaber keine Maßnahmen zur Vorbereitung einer Übergabe geplant. Das Thema würde häufig zu spät behandelt - gerade mit Blick auf die Komplexität einer Betriebsübergabe, meint Keller. Denn eine gut vorbereitete Nachfolge sei ein Prozess der mehrere Jahre in Anspruch nehmen kann. Auch deswegen sei der Tag der Unternehmensnachfolge wichtig, um Betriebe dafür zu sensibilisieren, was alles hinter einer Betriebsübergabe steckt. Themen waren dieses Jahr unter anderem steuerliche Aspekte bei der Unternehmensnachfolge, Praxisbeispiele, Verkaufs- und Kaufverhandlungen, Notfallvorsorge, rechtliche Aspekte, Finanzierung der Übergabe und die Nachfolgersuche. Auch die Frage der Unternehmensbewertung wurde innerhalb der Workshops besprochen. Laut Keller eine der größten Herausforderungen bei der Übergabe. Denn einerseits solle der Übergeber für seine Leistungen ausreichend und gerecht entlohnt werden, andererseits müsse ein Kaufpreis auch finanzierbar sein. "Hier erfordert es Fingerspitzengefühl."
Stabilität gewährleisten
Früher an später denken: das sei nicht immer leicht, aber werde schwerer je später man das Thema anginge, so Keller. Wichtig sei auch, dass die Unternehmerinnen und Unternehmer aber auch mögliche Nachfolger damit nicht alleine seien. "Unser Netzwerk hilft kompetent, vertraulich und unbürokratisch - auch das wollen wir heute zeigen", so Keller. Rechtzeitig die Weichen zu stellen und im Unternehmen langfristig für eine nachhaltige Entwicklung sorgen, das sollte bei der Betriebsübergabe die grundlegende Marschroute sein. Das gelte überall - doch gerade im ostbayerischen Handwerk, dem Rückgrat der regionalen Wirtschaft - sei es ganz entscheidend sich besser zu früh als zu spät damit auseinanderzusetzen, was mit dem eigenen Betrieb passiert. Nur mit gesunden Betrieben könne man auch weiterhin Stabilität und Wachstum in der Region gewährleisten.
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