Projekt KINO HWK und TH DEG
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Arbeiten im Rahmen des Projekts KINO gemeinsam an maßgeschneiderter KI fürs Handwerk (v.li.): HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Professor Michael Scholz, Bayerns Wirtschafts- und Energiestaatssekretär Tobias Gotthardt, Professorin Diane Ahrens, HWK-Präsident Dr. Georg Haber und Hans Schmidt, stellvertretender HWK-Hauptgeschäftsführer.

Projekt "KINO"Maßgeschneiderte KI fürs ostbayerische Handwerk

4. April 2025

Wie kann KI für das Handwerk mit seinen überwiegend kleinen und mittleren Unternehmen im Betriebsalltag optimal nutzbar gemacht werden? Im Rahmen des Forschungsprojekts KINO werden konkrete Antworten auf diese Frage gefunden. KINO steht für Künstliche Intelligenz im Handwerk Niederbayern Oberpfalz. Das neueste Projekt der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz soll die Integration von KI-Technologien in Handwerksbetrieben vorantreiben. Bei der Auftaktveranstaltung für KINO im Schwandorfer Bildungszentrum der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz bekräftigte HWK-Präsident Dr. Georg Haber den Innovationswillen des ostbayerischen Handwerks: „Die Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz versteht sich als Innovationskammer, die zukunftsträchtige Themen nicht nur passiv verfolgen, sondern für unsere Betriebe erforschen und aktiv mitgestalten will. Deshalb haben wir hier ein Forschungsprojekt angestoßen, das sich an den Bedürfnissen und Ansprüchen unserer mittelständischen Handwerksbetriebe orientiert und sich in konkreten Anwendungsfeldern im Betriebsalltag niederschlagen soll.“ Die Zusammenarbeit mit den regionalen Hochschulen sei dabei von „unschätzbarem Wert“. Projektpartner für KINO ist die Technische Hochschule Deggendorf mit dem Technologie Campus Grafenau.

Effizienzsteigerungen dank KI

Konkret werden im Rahmen von KINO zwei zentrale Anwendungsbereiche untersucht: die automatisierte Kundenangebotserstellung und die zielgerichtete Wissensvermittlung. Dabei stehen vor allem Effizienzsteigerungen, Kosteneinsparungen und eine verbesserte Qualifikation von Mitarbeitenden im Fokus. Bayerns Wirtschafts- und Energiestaatssekretär Tobias Gotthardt nannte KINO ein „innovatives KI-Pilotprojekt“. KINO sei ein „klares Bekenntnis zur Zukunftsfähigkeit unserer Betriebe und zur Wettbewerbsfähigkeit des bayerischen Mittelstands.“ Gotthardt wörtlich: „Damit setzen wir gezielt dort an, wo das Handwerk Unterstützung braucht: bei der Effizienzsteigerung, der Fachkräfteentlastung und der digitalen Transformation. Bayern ist ein Land des Fortschritts, Bayern ist Heimat für Handwerk. Gerade in Niederbayern und der Oberpfalz wollen wir zeigen, wie Künstliche Intelligenz das Handwerk nicht ersetzt, sondern stärkt.“

 Auch HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger lobte das Forschungsprojekt: „Es schafft einen nachhaltigen Mehrwert und trägt zum Wissensmanagement im modernen Kontext bei“, sagte Kilger. Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Handwerk wie Fachkräftemangel, steigende Kosten auf allen Gebieten sowie der zunehmenden Komplexität von Kundenanfragen könne man im Rahmen von KINO mithilfe von KI neue und praktikable Lösungsansätze entwickeln.

Sechs Kooperationsbetriebe an Bord

Moderiert wurde die Auftaktveranstaltung von Professorin Diane Ahrens von der Technischen Hochschule Deggendorf und vom stellvertretenden HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt. Beide hoben das Engagement der sechs Kooperationsbetriebe aus dem ostbayerischen Handwerk hervor, die an dem Projekt beteiligt sind. „Ohne die Mitarbeit unserer Betriebe wären detaillierte Anforderungsanalysen, die für das Projekt nötig sind, gar nicht möglich. Auch die Testung von Prototypen macht nur in realen Betriebsumgebungen Sinn“, sagte Schmidt. Prof. Diane Ahrens, Leiterin des Technologie Campus Grafenau, zerstreute Ängste hinsichtlich des Einsatzes von KI: „Künstliche Intelligenz wird unser Partner sein, wenn wir die richtig einsetzen. Dann ist sie eine KI, die Menschen unterstützt, nicht eine die sie ersetzt! Daher freue ich mich sehr über unser gemeinsames Projekt mit engagierten Handwerksbetrieben der Region und der HWKNO, um das demonstrieren zu können.“

In einer anschließenden Podiumsdiskussion kamen die Vertreter der Kooperationsbetriebe zu Wort. Einige konnten bei dem Termin nicht anwesend sein, äußerten sich aber bereits im Vorfeld. Alle erhoffen sich von KINO konkrete Erleichterungen im Betriebsalltag. „Mit meiner Schreinerei bin ich im Bereich öffentliche Hand und Ausschreibungen unterwegs. Sehr mühsam und nach ähnlichem Schema müssen hier immer dicker werdende Leistungsverzeichnisse bearbeitet werden. Die Erfolgsquote für eine Auftragserteilung liegt dann bei mir, je nach Verfahren und Marktlage, so bei 1:10. Ich bin gespannt, ob die KI Teile meiner Routinen und Arbeitsschritte beschleunigen kann. Wenn sich mit der Zeit auch noch die Treffergenauigkeit erhöhen ließe, wäre das natürlich top“, sagt zum Beispiel Thomas Hierbeck, Inhaber der gleichnamigen Schreinerei in Schöllnach.

Großes Interesse bei den Handwerkern

Adrian Blödt, Inhaber der Blödt Holzkomplettbau GmbH in Kohlberg, steht dem Einsatz von KI grundsätzlich offen gegenüber: „Unsere Teilnahme am KINO Projekt ergibt sich aus einem grundsätzlichen Interesse an zukunftsweisenden Technologien und deren Rolle bei der Transformation betrieblicher Prozesse – insbesondere dort, wo traditionelles Handwerk und digitale Innovation aufeinandertreffen.“  Ähnlich äußert sich Ludwig Lachmeyer von der Unternehmensgruppe Stahl- und Anlagenbau Forster in Weiden: „Künstliche Intelligenz wird eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts sein“, so Lachmeyer. „Als mittelständisches Unternehmen aus der Nordoberpfalz freuen wir uns sehr über die Chance, uns aktiv an der Entwicklung und praxisnahen Anwendung von KI im Handwerk zu beteiligen.“

 Hans Peter Wagner von der gleichnamigen Biobäckerei in Tiefenbach liegt vor allem die Wissensweitergabe an die Mitarbeiter am Herzen: „Wir hoffen durch das Projekt KINO handwerkliches, über Generationen erworbenes Wissen vor dem Vergessen zu bewahren, sowie auf eine vereinfachte Weitergabe von Wissen und Tätigkeiten an unsere Mitarbeiter. Vor allem an Mitarbeiter mit schlechten Deutschkenntnissen.“ Robert Soppart, Inhaber der Soppart GmbH & Co. KG in Aicha vorm Wald, sagt: „Es ehrt und freut uns sehr, für dieses Projekt als Firma im Handwerk ausgewählt worden zu sein. Wir sind sehr zuversichtlich, hier gemeinsam mit den Experten aus der Handwerkskammer und der TH-Deggendorf die KI auch nachhaltig ins Handwerk zu integrieren.“

 Daniela Frischhut, Geschäftsführerin der Gruber Stahlbau GmbH, sieht das Forschungsprojekt KINO als Chance für das Handwerk: „Wir verfolgen schon seit mehreren Jahren das Ziel, unser Handwerk in Richtung Digitalisierung zu steuern, sei es mit 3D-Vermessungen auf den Baustellen oder CNC gesteuerten Anlagen. Umso mehr freuen wir uns, Teil dieses Forschungsprojekts zu sein und sehen es als große Chance mit KI-unterstützen Lösungen im Handwerk auch weiterhin gegenüber den Großindustrien in unserer Region bestehen zu können.“ 

 Ansprechpartner

Hans Schmidt

Stv. Hauptgeschäftsführer

Tel. 0941 7965-104

Fax 0941 7965-103

hans.schmidt--at--hwkno.de



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Projekt KINO Podium Kooperationsbetriebe
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Vier Vertreter der insgesamt sechs ostbayerischen Kooperationsbetriebe, die beim Forschungsprojekt KINO mitarbeiten, stellten bei der Auftaktveranstaltung in Schwandorf ihren Betriebsalltag vor (Mitte, v.li.): Joseph Wagner (Bio-Bäckerei Wagner), Thomas Hierbeck (Schreinerei Hierbeck), Daniela Frischhut (Stahlbau Gruber) und Anton Forster (Stahl und Anlagenbau Forster). Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Professorin Diane Ahrens (re.) und dem stellvertretenden HWK-Hauptgeschäftsführer Hans Schmidt (li.).

Projekt KINO
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Wollen das ostbayerische Handwerk in puncto KI zukunftsfit machen (v.li.): HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger, Bayerns Wirtschafts- und Energiestaatssekretär Tobias Gotthardt und HWK-Präsident Dr. Georg Haber.