"Zukunftstechnologien sind spannende Herausforderungen, die uns technisch reizen", sagt Bernhard Wasner, Geschäftsführer der Paul Group.
Paul Group
"Zukunftstechnologien sind spannende Herausforderungen, die uns technisch reizen", sagt Bernhard Wasner, Geschäftsführer der Paul Group.

Im GesprächKlimaneutrale Revolution des Transports

Ein neuer Antrieb hat wenig Chancen, ohne die passende Infrastruktur: Das hat sich auch die Paul Group aus Vilshofen an der Donau gedacht. Deshalb hat das Unternehmen nicht nur den ersten Wasserstoff-Brennzellen-Truck aus Deutschland entwickelt, sondern baut zurzeit auch eine der leistungsstärksten Wasserstoff-Tankstellen für Lkw in Europa. Ende September hat die Paul Group den neuen Wasserstoff-Lkw auf der Internationalen AutomobilAusstellung (IAA) präsentiert. "Die Wirtschaft braucht konkrete Lösungen für emissionsfreie Mobilität, um den europäische Energie und Klimazielen gerecht zu werden", sagt Bernhard Wasner, einer der beiden Geschäftsführer der Paul Group. Der neue PH2P-Truck sei ein serienreifer und förderfähiger Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw mit 24 Tonnen Zuggesamtgewicht und etwa 450 Kilometern Reichweite. "Das ist eine echte Alternative zum herkömmlichen Diesel-Lkw", erklärt Wasner. Speditionen könnten damit grünen Wasserstoff tanken, die eigene CO2-Bilanz verbessern und zukünftig auch hohe Kosten sparen.



Digitale Transformation

"Wer den Klimawandel bekämpfen will, kommt an grüner Mobilität nicht vorbei", sagt Wasner, "alternative Antriebe können einen wichtigen Beitrag zu einer sauberen Umwelt heute - und dem Abbremsen der Erderwärmung von morgen leisten." Das Unternehmen mit 480 Mitarbeitern besteht aus Josef Paul GmbH & Co. KG und Paul Nutzfahrzeuge GmbH: Eine Schwesterfirma baut Nutzfahrzeuge, die andere bietet Serviceleistungen rund um Lkw, Transporter, Vans und Busse. Außerdem gehörten neben IT-Dienstleister Insisto GmbH seit neuestem auch die EVADE GmbH zur Gruppe. Letztere kümmert sich um die Beratung und den Umbau auf Elektromobilität. Neben dem Sonderfahrzeugbau kümmert sich das Unternehmen um den Umbau von Verbrennern in klimaneutral angetriebene Fahrzeuge – inklusive der nötigen Infrastruktur. Dazu gehört auch die digitale Transformation: von der Systementwicklung und Integration von Antriebs und Fahrwerksmanagement über die Anbindung von Assistenzsystemen bis zu digitalem Monitoring und vorausplanenden Services.



40 Lkw mit allen Antriebsarten pro Tag

Für ihr neuestes Projekt, ein Mobilitäts-Hub, holte das Unternehmen die Tankstellenbetreiber Maier-Korduletsch Gruppe als Investor ins Boot. Zusammen mit Shell Deutschland bauen sie in der Nähe von Passau eine Tankstelle für alle Lkw-Antriebsarten. Der Betrieb soll Mitte 2023 starten. 7,5 Millionen Euro kostet der Neubau, davon werden 2,2 Millionen Euro gefördert. "Die Infrastruktur insbesondere für die Nutzung von grünem Wasserstoff zu schaffen ist eine der größten Herausforderungen auf dem Weg in die breite Anwendung", erklärt der Geschäftsführer. Die Paul Group wollte ein ganzheitliches Konzept ermöglichen, das einfach genutzt und optimal in die Praxis überführt werden könne. Die Innovation an der Großtankstelle: Es können bis zu zehn WasserstoffLkw pro Stunde betankt werden oder 40 Lkw pro Tag – wahlweise mit Benzin, Diesel, Wasserstoff oder Strom an zehn Schnelladepunkten. Der Wasserstoff kommt aus Wunsiedel. Für grünen Strom installiert Paul Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach. "Zukunftstechnologien sind spannende Herausforderungen, die uns technisch reizen. Deshalb beschäftigen wir uns fortwährend damit", sagt Bernhard Wasner. Das Unternehmen bietet auch digitale Services und Schulungen an und entwickelt diese stetig weiter: unter anderem Software Engineering, Softwareentwicklung, die Integration von Assistenzsystemen, Monitoring und Ferndiagnose sowie Schulungen und Zertifizierungen im gesamten H2 und E-Mobilitätskontext. Trotzdem bleibt Sonderfahrzeugbau das Basisgeschäft der Paul Group. Im Juli 2021 hat das Unternehmen außerdem eine neue Ära eingeläutet. Zusammen mit Bernhard Wasner übernahm Josef Paul die Geschäftsführung der Firmengruppe. "Wir wollen die Transformation für die gesamte Gruppe umsetzen, Vorreiter in der Transport und LogistikBranche sein und uns als Partner im Entwickeln sowie dem Aus und Umbau bei neuen Antriebstechnologien etablieren", sagt Wasner

 

DHZ

Ein Artikel aus der Deutschen Handwerks Zeitung vom 21. Oktober 2022