Der Ukrainer Igor Kalmykov ist in Eging angekommen – privat und beruflich.
Igor Kalmykov
Der Ukrainer Igor Kalmykov ist in Eging angekommen – privat und beruflich.

Initiative "Job Turbo"Ein großer Gewinn für alle Beteiligten

Hohe Auslastung und wenig Fachkräfte: davon kann Erwin Schmid ein Lied singen. Seit 26 Jahren führt der 59-Jährige einen SHK-Betrieb in Eging am See im Landkreis Passau. Sieben Monteure und zwei Büroangestellte sind bei ihm beschäftigt, auch einen Lehrling bildet er aus. Das reicht bei der Auftragslage allerdings kaum aus. "Wir könnten auf jeden Fall noch mehr Fachkräfte vertragen, aber es gibt ja kaum welche. Das ist für uns ein großes Problem", so Schmid. Im März letzten Jahres lernt er über eine Bekannte den geflüchteten Ukrainer Igor Kalmykov kennen. Für Schmid ein echter Glücksfall, denn mittlerweile ist der 36-Jährige in seinem Betrieb fest angestellt. "Für uns ist das eine große Entlastung aber auch eine echte Bereicherung", erzählt Schmid. 

Mit Praktikum gute Erfahrungen gemacht

Igor Kalmykov kam im November 2022 mit seiner Frau und seinen beiden Kindern nach Deutschland. Gebürtig stammt er aus der Region Donbass in der Ostukraine, wo er als Mechaniker für Gasanlagen und in der Wasserversorgung arbeitete. Auch Heizungsreparaturen führte er durch. Nach der Flucht kommt er zunächst in einem Flüchtlingslager in München unter. "Dort sind wir eine Woche geblieben, bis man uns sagte, dass man uns nach Passau bringen würde." Den Sommer verbringt Kalmykov dann in einer Unterkunft in der alten Eginger Feuerwache, bevor sich die vierköpfige Familie eine kleine Wohnung sucht. Die Hilfsbereitschaft vor Ort sei enorm gewesen, erzählt der Ukrainer. "Wir haben sofort viele nette und sympathische Menschen getroffen, die uns im Alltag viel geholfen haben - besonders bei der Bewältigung der ganzen Dokumente." Eine dieser Alltagshelferinnen vermittelt ihm schließlich den Kontakt zu Erwin Schmid, in dessen Betrieb Kalmykov ein einwöchiges Praktikum absolviert. "Das hat von Anfang an gut funktioniert", erzählt Erwin Schmid. "Man hat gleich gemerkt, dass Herr Kalmykov ein großes Geschick hat und dass er außerdem sehr gut in unser Team passt." Noch ist eine Einstellung aufgrund fehlender Sprachkenntnisse allerdings nicht machbar. Igor Kalmykov entscheidet sich zunächst seinen Integrationskurs abzuschließen. Inhalte sind unter anderem 600 Stunden Sprachkurs und ein Orientierungskurs, in dem die Teilnehmer die deutsche Kultur, Geschichte und Rechtsordnung kennenlernen. Am Freitag den 1. März schreibt Igor Kalmykov seine letzte Prüfung. "Am Montag drauf habe ich schon mit der Arbeit angefangen."

Ostbayerisches Handwerk zeigt sich offen

Die zügige Einstellung Kalmykovs lief über den Job-Turbo, eine Maßnahme des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales, durch die die Integration Geflüchteter in den Arbeitsmarkt schneller abgewickelt werden soll. Grundsätzlich stecke da ein sinnvoller Gedanke hinter, meint HWK-Präsident Dr. Georg Haber. "Es ist wichtig, dass Geflüchtete, die arbeiten und weiterkommen möchten, schnell Zugang zum Arbeitsmarkt haben. Das mildert nicht nur den Fachkräftemangel, sondern ist auch ein wertvoller Beitrag zur Integration", so Haber. In Ostbayern habe sich das Handwerk hier stets offen gezeigt. "Das haben wir bei vergangenen Flüchtlingsbewegungen gesehen und das erleben wir jetzt - wie auch im Betrieb von Herrn Schmid." Seit der Einstellung von Igor Kalmykov sind über drei Monate vergangen. Erwin Schmid ist mit seinem neuen Mitarbeiter mehr als zufrieden und würde auch weitere Geflüchtete in seinem Betrieb anstellen. "Ich würde auch anderen Betriebsinhabern raten, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen", so Schmid. Igor Kalmykov selbst gefällt die Arbeit. "Wir müssen uns in der Arbeit jeden Tag neuen Herausforderungen stellen. Es macht Spaß im Team zu arbeiten, mit den Kollegen wird es nie langweilig." Auch sonst sind er und seine Familie in Eging gut integriert. Seine Kinder besuchen die Grundschule und den Kindergarten, seine Frau absolviert aktuell einen Integrationskurs in Passau. Kalmykov ist Mitglied im lokalen Fußballverein, sitzt nach dem Training gerne mit den Teamkollegen bei einem Bier zusammen. In Eging ist die Familie angekommen. "Wir waren mal typische Städter", berichtet Kalmykov der zuvor in der Millionenstadt Donezk gelebt hatte, "aber hier in Eging fühlen wir uns sehr wohl."

Der Regensburger Handwerksunternehmer Dr. Georg Haber bleibt für weitere fünf Jahre Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz.
Fotostudio Kraus
Der Regensburger Handwerksunternehmer Dr. Georg Haber bleibt für weitere fünf Jahre Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz.

„Es ist wichtig, dass Geflüchtete, die arbeiten und weiterkommen möchten, schnell Zugang zum Arbeitsmarkt haben.“



 Ansprechpartner

Olga Nägler

Ausbildungsakquisiteurin für junge Flüchtlinge für Niederbayern und Oberpfalz

Tel. 0941 7965-228

Fax 0941 7965-281228

olga.naegler--at--hwkno.de



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"Es macht Spaß im Team zu arbeiten". Igor Kalmykov ist seit März 2024 im SHK-Betrieb von Erwin Schmid angestellt.
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Olga Nägler

Ausbildungsakquisiteurin für junge Flüchtlinge für Niederbayern und Oberpfalz

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93055 Regensburg

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