Bayerischer HandwerkstagBHT-Mitglieder diskutieren über Belange des Handwerks
28. Oktober 2022
Für das Handwerk kommt ein Gaspreisdeckel im März 2023 viel zu spät. Die Einmalzahlung im Dezember ist für viele Handwerksbetriebe nur ein Tropfen auf den heißen Stein und wird keinesfalls ausreichen, um die Existenz und damit Arbeits- und Ausbildungsplätze zu sichern. Gerade für energieintensive Handwerksbetriebe und Mittelständler tut sich eine erhebliche Entlastungslücke auf. Diese muss geschlossen werden. Das haben wir auch in einem Gespräch mit Bundeskanzler Olaf Scholz in der vergangenen Woche deutlich gemacht", sagte Franz Xaver Peteranderl, Präsident des Bayerischen Handwerkstages (BHT), bei der Mitgliederversammlung in Straubing: "Handwerk und Mittelstand müssen bei den Energiekosten im gleichen Maße entlastet werden wie die Industrie. Es darf keine ‚Zwei-Klassen-Gesellschaft‘ geben."
Der BHT-Präsident mahnte eine langfristig sichere Energieversorgung an. Dafür sei der Weiterbetrieb der Atomkraftwerke bis April nächsten Jahren nur ein erster Schritt, der wohl nicht ausreichen werde. Ein breites Angebot trage dazu bei, die Strompreise zu dämpfen. "Deutschland braucht eine Energieversorgung, die nicht nur nachhaltig, sondern ebenso wirtschaftlich, versorgungssicher und krisenstabil ist", betonte Peteranderl.
Dr. Georg Haber, Präsident der Handwerkskammer Niederbayern-Oberpfalz und Vizepräsident des BHT, betonte die Wichtigkeit einer effektiven Interessensvertretung für das Handwerk. "Sie war noch nie so wichtig wie jetzt, wo das Wasser vielen Handwerksbetrieben sprichwörtlich bis zum Hals steht", sagte er. Viele Betriebsinhaber fürchteten angesichts der explodierenden Preise um ihr Lebenswerk. Haber wörtlich: "Tagtäglich erreichen uns Anrufe von Betriebsinhabern. Verzweifelt schildern sie ihre Situation und die Dramatik ihrer Lage. Wir müssen all unseren Einfluss in die Waagschale werfen, damit das Handwerk von der Politik nicht vergessen wird."
BHT-Hauptgeschäftsführer Dr. Frank Hüpers richtete in seiner Rede den Fokus auf die Themen Ausbildung und Fachkräfte: "Viele ausbildungswilligen Betriebe finden keine geeigneten Lehrlinge." Oft führten Handwerksunternehmen die geringe Anzahl an Bewerberinnen und Bewerben auch auf die mangelnde Wertschätzung für das Handwerk in der Gesellschaft zurück. Um den Fachkräftemangel zu lindern, müsse einerseits das Potential im Inland besser ausgeschöpft werden, indem beispielsweise mehr Frauen für das Handwerk gewonnen werden. Gleichzeitig sollte die gezielte Anwerbung von qualifizierten Fachkräften aus dem Ausland erleichtert werden.
Hüpers verwies darauf, dass sich das bayerische Handwerk bei der Landespolitik erfolgreich für eine stärkere Förderung der beruflichen Bildung eingesetzt hatte. So habe die Staatsregierung im Sommer ein Maßnahmenpaket verabschiedet, in dem viele Forderungen des Handwerks aufgenommen wurden. Als Beispiel nannte der BHT-Hauptgeschäftsführer finanzielle Zuschüsse bei der Modernisierung und Digitalisierung der Bildungszentren des Handwerks.
Der Bayerische Handwerkstag (BHT) vereint die Handwerkskammern im Freistaat, die Landesfachverbände sowie wirtschaftliche und sonstige Einrichtungen des bayerischen Handwerks unter einem Dach.