Tag des Handwerks Betriebe öffnen ihre Werkstätten
Der 13-jährige Johannes Six steht an der Werkbank und nimmt den Lötkolben in die Hand. "Schön, dass wir hier die Möglichkeit haben, so viel auszuprobieren und zu sehen, wie Handwerksberufe funktionieren", sagt der Achtklässler. Sein Klassenkamerad Marcel Huschka reicht ihm ein gebogenes Kupferrohr. Er grinst über beide Ohren: "Ich habe heute wirklich Spaß. Ich arbeite viel lieber mit meinen Händen als nur mit meinem Kopf." Der 14-Jährige kann sich gut vorstellen, einmal Anlagenmechaniker oder Elektroniker zu werden. Die beiden Schüler sind anlässlich des Tags des Handwerks mit ihrer ganzen Klasse 8c der Ludmilla-Realschule Bogen an diesem Märzvormittag bei der Karl Lausser GmbH in Rattiszell im Landkreis Straubing-Bogen zu Gast. Dort hat man sich für die Jungenklasse so einiges einfallen lassen.
Rund 500 Lehrlinge ausgebildet
In Bayern gibt es für Schüler aller allgemeinbildenden Schulen ab dem Schuljahr 2022/2023 einen verpflichtenden "Tag des Handwerks". Die Handwerkskammer bot dafür schwerpunktmäßig in der Woche vom 27. Februar bis zum 3. März 2023 in ihren Bildungszentren spezielle Berufsorientierungstage an. Auch während des Schuljahres wird es in den HWK-Werkstätten weitere Aktionen geben. Zahlreiche Handwerksbetriebe engagieren sich ebenfalls. So auch die Firma Lausser. "Der Tag des Handwerks ist für uns eine Chance, den Jugendlichen die Vielfalt der Handwerksberufe und die Karrierechancen im Handwerk näher zu bringen", sagt HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger. Er steht zusammen mit den Geschäftsführern Karl und Heribert Laußer sowie dem Kaufmännischen Leiter der Firma Lausser, Josef Sagstetter, in der geräumigen Lehrwerkstatt des Betriebs und schaut den Schülern beim Verdrahten, Löten und Schrauben über die Schulter. "Nur zusammen mit unseren Betrieben, Innungen und Kreishandwerkerschaften können wir den Tag des Handwerks zu einem Erfolgsmodell machen", sagt er.
Firmengründer Karl Laußer ist der gleichen Meinung und verspricht, seine Lehrwerkstatt für weitere Klassen zur Verfügung zu stellen. "Ich bin Handwerker durch und durch", betont er. 1971 hat sich der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik mit seinem Bruder Heribert in Rattiszell selbstständig gemacht. Heute hat das Handwerksunternehmen mehrere Niederlassungen. 600 eigene und rund 400 externe Mitarbeiter sind bei Lausser beschäftigt. Das Unternehmen hat sich als Experte für Gebäude-, Energie- und Anlagentechnik einen ausgezeichneten Ruf erworben. Rund 500 Lehrlinge sind in den vergangenen 50 Jahren bei Lausser ausgebildet worden. Der Fachkräftemangel bremst das weitere Wachstum. "Wir bieten unseren Lehrlingen sehr viel. Neben einer guten Ausbildungsvergütung zum Beispiel diverse Prämien oder Zuschüsse zum Führerschein", erklärt Stephanie Mayer. Sie ist bei Lausser für die Aus- und Weiterbildung zuständig.
Damit die Realschüler ein eigenes Werkstück mit nach Hause nehmen und gleichzeitig an einem Vormittag die Berufe des Anlagenmechanikers, Elektronikers und Metallbauers kennenlernen können, haben die Lausser-Ausbilder etwas Besonderes ausgetüftelt: sie bauen mit den Schülern eine Lampe im sogenannten "Industrial-Design". Als Sockel fungiert eine "PILA-Schiene", eine vom Unternehmen entwickelte Metallschiene, die zur Befestigung von Konstruktionen genutzt wird. Anschließend wird ein Kupferrohr, welches die Schüler selbst abschneiden, biegen und zusammenlöten dürfen, angebracht. Durch das Rohr wird dann die Elektronik der Lampe gezogen und vorne das Leuchtmittel angebracht. Die Jungs sind begeistert und freuen sich über ihre Lampe.
Handwerker engagieren sich
Weit über 100 Betriebe haben sich inzwischen auf der Angebotsplattform unter www.tagdeshandwerksniederbayern-oberpfalz.de registriert und dort rund 350 Aktionen für Schüler eingestellt. "Wir sind begeistert vom Engagement der Betriebe", sagt Gitte Wagner, HWK-Projektkoordinatorin für den "Tag des Handwerks". Auch HWK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Kilger bedankt sich bei allen teilnehmenden Betrieben und Handwerksorganisationen: "Es ist großartig, was wir zusammen auf die Beine stellen. Ich bin sicher, das lohnt sich. Schließlich ist die Nachwuchsgewinnung für das Handwerk von entscheidender Bedeutung."